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Von vielen wird er gehasst und von einigen gelobt. Der Kapitalismus ist ein Begriff, der den meisten Menschen geläufig sein sollte. In der Schule lernt man grob wie unsere soziale Marktwirtschaft funktioniert, doch vieles von dem, was wir lernen, ist längst überholt und passt nicht zu der Gegenwart. Eigentlich leben wir in einer der besten Zeiten, die es je gab und mit einem hohen Lebensstandard. Doch ich möchte dir mithilfe des Artikels zeigen, wie das aktuelle wirtschaftliche System, das viele fälschlicherweise als Kapitalismus bezeichnen, uns schadet und warum wir es schleunigst verändern sollten. Es geht aber auch darum, wie sich unser System bereits in die falsche Richtung verändert und wie die Zukunft aussehen könnte. Vorher muss ich jedoch ein paar Basics behandeln…

Was ist der Kapitalismus?

Der Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem, in dem Privatpersonen oder Unternehmen Investitionsgüter besitzen. Die Produktion von Waren und Dienstleistungen basiert auf Angebot und Nachfrage auf dem allgemeinen Markt – bekannt als Marktwirtschaft – und nicht auf einer zentralen Planung – bekannt als Planwirtschaft.

Eigentlich gibt es den Kapitalismus seitdem es Menschen gibt. Die Urform des Kapitalismus ist der freie Markt. Im freien Markt ist es Menschen möglich Waren, Rohstoffe, etc. frei mit anderen Menschen zu handeln. Wenn Daniel ein Fischer ist und mehr Fisch fangen konnte, als er selbst essen kann, wird er versuchen seinen Fisch gegen etwas Anderes zu tauschen, z.B. gegen Brot. Im freien Markt findet ein Wettbewerb um Käufer/Konsumenten statt. Dieser funktioniert auf Basis von Angebot und Nachfrage. Steigt das Angebot einer Ware bei konstanter Nachfrage, verliert diese an Wert. Steigt die Nachfrage einer Warte bei konstantem Angebot, gewinnt sie an Wert. Das Modell des freien Marktes findet man in sämtlichen Bereichen des Lebens, da es Teil der (menschlichen) Natur ist. Der freie Handel ist auch die fairste und friedlichste Art Wohlstand zu generieren, da bei einem Handel normalerweise beide Parteien profitieren. Solange niemand zu etwas gezwungen wird, gewinnen beide Parteien, denn jeder hat das bekommen, was er/sie wollte. Allerdings können schnell Dysbalancen entstehen, da Ressourcen nicht gleichmäßig verteilt sind und diejenigen, die viel von einem Gut besitzen, das stark nachgefragt ist, den Preis erhöhen können. Solche Wettbewerbsvorteile können sich auch in eine Monopolstellung entwickeln, die dem Anbieter enorme Macht gibt.  Monopole, aber auch Oligopole (einige wenige Anbieter) sind Feinde des freien Marktes, da sie den Wettbewerb zerstören und Ungleichgewichte schaffen. In den allermeisten Fällen können Monopole nicht auf fairem und natürlichem Wege erreicht werden. Stattdessen werden sie oft mit Gewalt umgesetzt.

Zur Vereinfachung des Handels, wurde (theoretisch) das Geld erfunden. Als Geld wurde klassisch ein Tauschmittel bezeichnet, das einen intrinsischen Wert besaß, den es nicht verlor und das in der Gesellschaft als wertvoll betrachtet wurde. Meistens erhielten diese Tauschmittel ihren Wert durch ihre Eigenschaften und ihre Knappheit. Das historisch beliebteste Tauschmittel war Gold. Dazu komme ich aber später noch.

Das kapitalistische System

Den Kapitalismus als gesellschaftliches System gibt es seit ca. 200 Jahren. Die Entstehung des Kapitalismus ist auf die Industrialisierung im 19. Jahrhundert zurückzuführen. Zu dieser Zeit entstanden Technologien, die es den Menschen ermöglichen hohe Stückzahlen von Produkten in Fabriken herzustellen. Die entscheidendste Erfindung war die Dampfmaschine. Die frühe Zeit der Industrialisierung war jedoch geprägt von Armut und Leid. Kritische Zeugen dieser Zeit berichteten von schlechten Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit und extremen Unsicherheiten. Die Arbeitszeiten waren lang und die Arbeiter wurden ungerecht behandelt. Gleichzeitig waren die Löhne sehr gering. Zu dieser Zeit der Frühindustrialisierung lebte einer der bekanntesten Kritiker des Kapitalismus, nämlich Karl Marx. In seinem Buch “Das Kapital” spricht er die Probleme der Arbeiterschicht an und gibt dem Kapitalismus die Schuld an der Ausbeutung der Arbeiterklasse. Die Kapitalisten sind die Besitzer der Produktionsmittel, während die Arbeiter nichts besitzen. Das ist für Marx ungerecht, weil die Arbeiter die ganze Arbeit machen, während die Kapitalisten lediglich alles besitzen. Diese Ungerechtigkeit müsste laut Marx immer in einer Revolution enden, die zum Ziel hat den Sozialismus einzuführen. Andernfalls würden die Kapitalisten immer mehr Reichtum und Macht akkumulieren, während die restliche Bevölkerung immer weniger hat und verarmt. Im Sozialismus dagegen gehören dem Proletariat die Produktionsmittel und die Bürgerlichen haben nichts zu melden. Doch der Sozialismus ist dabei nur eine Zwischenstufe zum Kommunismus – einer Utopie, in der es keinen Besitz und keine Klassen mehr gibt, bzw. jeder gleich ist.

Die frühe Industrialisierung kam nach der Zeit des Feudalismus, in der der Lehnsherren die Bauern als Leibeigene dazu aufforderte einen Teil ihrer Überschüsse abzugeben. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert wurde jedoch die Leibeigenschaft aufgelöst. Einige Jahrzehnte später kam durch den Bau von Eisenbahnstrecken und Fabriken die Industrialisierung ins Rollen. Die erhöhte Produktivität sorgte für einen wirtschaftlichen Aufschwung und deswegen zogen immer mehr Menschen in die Städte, um dort Arbeit zu finden. Der Wohnungsbau kam dem nicht hinterher, weswegen viele Arbeiter unter miserablen Bedingungen leben mussten. Und da die Nachfrage der Menschen nach Arbeit höher war als das Angebot, herrschte in vielen Teilen Armut. Zu dieser Zeit waren die meisten Unternehmer Handwerker, die aus der Arbeiterklasse und dem Mittelstand kamen. Einige der erfolgreichsten Unternehmen dieser Zeit wurden von Männern aus bescheidenen Verhältnissen gegründet. Die meisten großen Unternehmen in der Montanindustrie wurden anfangs allerdings von Adeligen und eher Wohlhabenden betrieben. Viele Arbeiter waren die Routine und Effizienz in den Fabriken nicht gewohnt und waren deswegen oft unzuverlässig. Dieses Verhalten wurde teilweise drakonisch bestraft. Zudem waren die Arbeitszeiten sehr lang, die Arbeit anstrengend und gefährlich. Des Weiteren wurden auch Kinder eingesetzt, bekamen aber einen geringeren Lohn als erwachsene Männer. Auch Frauen wurden ungerecht behandelt. 

All diese Gründe veranlassten Marx und viele andere Philosophen dazu dem Kapitalismus zu unterstellen, er wäre nur auf Gier aufgebaut. Die Kapitalisten würden die Arbeiter immer stärker ausbeuten und deswegen sei es unumgänglich und eine historische Gewissheit, dass es zu einer Revolution kommen müsse. Doch so kam es in den USA nicht. Stattdessen sorgte die Bildung von Gewerkschaften und “Labour Unions” dafür, dass sich die Arbeiter organisierten und ihre Rechte einforderten. Zudem erkannten immer mehr Unternehmer, dass sie ihre Arbeitnehmer besser behandeln und fair bezahlen müssen, wenn sie wollen, dass die Gesamtwirtschaft sich verbessert. Auch der Staat spielte seine Rolle, indem er Gesetze erließ, die den Menschen eine faire Behandlung versicherten. Der Staat erkannte die zunehmende Unruhe in der Bevölkerung und musste daraufhin reagieren. Im späteren Verlauf änderten sich die Regierungssysteme entwickelter Länder zunehmend zu Rechtsstaaten, die die Freiheiten und gewisse Grundrechte der Menschen schützen sollten. Die USA waren diesbezüglich ein Wegweiser, denn ihr demokratisches Regierungssystem erwies sich als besonders wirkungsvoll, um die Rechte der Menschen zu gewährleisten. Seitdem sind erfolgreiche marktwirtschaftliche Systeme, die eine hohe Freiheit der Menschen ermöglichen, demokratisch organisiert. 

Die Argumentation der Sozialisten beruht auf der Annahme, dass jemand nur reich werden kann, wenn jmd. anders ärmer wird. Das stimmt allerdings nicht ganz. 

Woher kommt denn der Wohlstand? Er taucht nicht plötzlich auf, sondern wurde von Unternehmen kreiert. Im freien Markt können Menschen, die eine Idee haben ein Unternehmen gründen, Arbeiter einstellen und Maschinen kaufen, um diese Idee umzusetzen. Um ein Unternehmen zu gründen braucht es jedoch Kapital. Nun kann der Unternehmer entweder sein eigenes Kapital investieren, oder sich Kapital von einer Bank, oder einer Privatperson leihen. Auf dieses Kapital zahlt der Unternehmer dann Zinsen, woran die Bank wiederum verdient. Je besser die Bank investiert, desto mehr Geld verdient sie und desto mehr kann sie wiederum verleihen. In dieser Konstellation geht der Unternehmer das größte Risiko ein, denn er muss sich Geld leihen und seine Zeit und Energie investieren. Hat sein Unternehmen keinen Erfolg, muss er seine Schulden trotzdem bezahlen. Kann er das nicht, hat wiederum die Bank ein Problem, weil auch sie Verlust macht. Somit geht auch die Bank ein Risiko ein. Ohne die Idee, den Fleiß und die Risikobereitschaft des Unternehmers, sowie das Kapital der Banken, gäbe es keine Unternehmen. Und ohne diese gäbe es keine Produkte, die einem das Leben vereinfachen und den Lebensstandard der gesamten Gesellschaft heben. Die Arbeiter sind in diesem Zusammenhang natürlich auch wichtig, da sie beteiligt sind an dem Erfolg eines Unternehmens. Allerdings gehen sie wenig Risiken ein und sind auch deutlich austauschbarer. Arbeiter konkurrieren auf dem Arbeitsmarkt miteinander, welcher ebenfalls durch Angebot und Nachfrage gesteuert wird. Je höher der Bedarf einer Arbeitskraft ist, desto höher auch der Preis.

Der Konkurrenz des freien Marktes zwingt sowohl Unternehmen, als auch Angestellte stets dazu wertvoller und effizienter zu werden. Aus diesem Grund steigt auch der Wohlstand einer kapitalistischen Gesellschaft stets an. Dadurch, dass die Produktivität immer weiter steigt, steigen auch die Löhne der Arbeitnehmer an, wodurch sie wiederum mehr konsumieren können und noch mehr Unternehmen entstehen. Die Unternehmen können nur Gewinne erzielen, wenn sie erfolgreich ein Bedürfnis befriedigen. Gleichzeitig können sie ihre Kunden nicht zwingen ihre Produkte zu kaufen. In einem freien Markt ist jede Partei bei einer Transaktion zufrieden. Wenn ich beim Bäcker ein Brot kaufe bin ich zufrieden, weil ich ein leckeres Brot essen kann und der Bäcker ist zufrieden, dass er Geld von mir bekommen hat. Wo genau passiert denn der Diebstahl?

Genau genommen gewinnen die effektivsten Unternehmen auf dem Markt. Deren Erfolg wirkt sich positiv auf ihren Gewinn aus, weswegen sie andere Unternehmen aufkaufen können und mehr Investitionskapital zur Verfügung haben. Das führt dazu, dass einige Unternehmen und deren Besitzer ein enormes Vermögen anhäufen. Aber wieso auch nicht? Sie haben ja extrem vielen Menschen geholfen.

Der Kapitalismus ist schuld, oder?

Wir können zusammenfassen, dass die industrielle Revolution sowohl Vorteile, als auch Nachteile für die Gesellschaft mit sich brachte. Der zunehmende technologische Fortschritt verbesserte das Leben in vielen Bereichen, doch die Gesellschaft war noch nicht angepasst genug auf die schnellen Veränderungen. Im Grunde kann man nicht dem Kapitalismus allein die Schuld geben, da die Lage der meisten Menschen sich zum Besseren wandte und weil die Probleme und Ungleichheiten teilweise Folgen des Feudalsystems waren. Wichtig zu beachten ist aber auch, dass der Kapitalismus der frühen Industrialisierung keineswegs rein, geschweige denn ein freier Markt war. Er entwickelte sich aus einem monarchistischen und Zentralistischen System heraus, in dem der Staat bereits eine starke Rolle spielte. Bereits damals konnten Wettbewerbsvorteile erschlichen werden, wenn man die richtigen Kontakte zur Politik hatte und der Staat hatte bereits das Monopol in vielen Bereichen. Es scheint als wäre der Schutz des Individuums, die Freiheit und die Möglichkeit für das Volk sich von unten nach oben zu organisieren essenziell für einen funktionierenden und fairen Kapitalismus, worauf ich später eingehen werde.

Die neuen Technologien, die der Markt hervorbringt, erzeugen oft starke Veränderungen in der gesellschaftlichen Struktur, an die sich die Menschheit immer wieder anpassen muss. Es gibt immer wieder kurzfristige Verlierer dieser Neuerungen, doch langfristig verbessert sich die Situation für die gesamte Menschheit. Kein System hat bisher so viele Menschen aus der Armut geholt, wie der Kapitalismus. Allein in dem Zeitraum 1987 bis 2013 ging der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, von fast 40 % auf 10 % runter. Besonders die asiatischen Länder konnten, durch die Einführung von Marktprozessen, die Armutsquote drastisch reduzieren. Wie bereits erwähnt, liegt das daran, dass die Preise für Güter sinken, die Produktion effizienter wird und ständig neue Unternehmen entstehen, die Arbeitsplätze erzeugen. 

Im Gegensatz dazu haben sozialistische Systeme den Lebensstandard der dort lebenden Bürger ausnahmslos verschlechtert. Mittlerweile haben dutzende Staaten dieses System ausprobiert und sind gescheitert. Früher oder später fällt das System in sich zusammen. Auch die zahlreichen marktwirtschaftlich angehauchten sozialistischen Staaten  sind keineswegs ein reiner Erfolg. Misst man die Zufriedenheit und die Lebensqualität der dort lebenden Menschen, werden einem die Missstände klar. Das Argument “Das war kein echter Sozialismus” zieht nicht, wenn man sich mit den Führerfiguren dieser Regime auseinandersetzt und wie sie oft mit guten Absichten anfingen und später immer totalitärer werden mussten, um ihre Ideologie durchzusetzen. Sie scheiterten aus ein paar einfachen Gründen. Zum einen ignorierten sie die menschliche Natur, die ihre utopische Ideologie unmöglich umsetzbar machte. Zum anderen erleiden alle Sozialisten und Zentralisten dem Irrtum, die Elite könnte besser entscheiden, als die einfachen Menschen. Sie behandeln die einfachen Bürger wie eine Herde Tiere, die man beliebig steuern kann und sollte. Die Folge waren nicht selten wirtschaftliche und soziale Katastrophen, sowie Hungersnöte, Gewalt und Unterdrückung. Betrachtet man bestehende, oder vergangene sozialistische Systeme, stellt man fest, dass die Menschen in diesen Systemen zwar in der breiten Masse gleichgestellter sind, aber gleichzeitig auch insgesamt ärmer und unfreier. 

Das aktuelle Wirtschaftssystem ist kein (echter) Kapitalismus

Wie bereits erwähnt war der Kapitalismus der Industrialisierung in vielen Aspekten kein echter Kapitalismus. Dieser erfordert nämlich freie Märkte, mit einem sehr geringen Einfluss von Staaten und Institutionen. So wie die Sozialisten immer behaupten es gab noch keinen echten Sozialismus, kann man zumindest erwidern, dass wir auch in keinem echten Kapitalismus leben. Tatsächlich stimmen Sozialisten und Libertäre in vielen Aspekten überein. Die Quintessenz ist, dass unser aktuelles Wirtschaftssystem uns schadet. Doch was viele nicht zu begreifen scheinen, ist die Tatsache, dass man unser derzeitiges System als “Crony-Kapitalismus” und Interventionismus bezeichnen sollte. In gewisser Hinsicht bewegen wir uns sogar immer weiter weg von einem freien Kapitalismus. Das geht einher mit einer immer stärker zentralistischen und autoritäreren Herrschaftsweise mit einer Tendenz zur Technokratie.

Crony-Kapitalismus bedeutet, dass der Staat nicht dem Volk dient, sondern stattdessen einer kleinen, mächtigen Minderheit und somit in ihrem Interesse regiert. Die regulatorische Rolle des Staates wird von riesigen supranationalen Unternehmen missbraucht, um ihre Ziele umzusetzen und z.B. Konkurrenten auszuschalten. 

Ein gutes Beispiel hierfür sind die USA, die als das Vorbild für einen demokratischen Kapitalismus fungieren. Lange Zeit waren sie die reichste Nation der Welt. Ein durchschnittlicher Amerikaner hatte einen hohen Lebensstandard. Ein anständiger Ehemann mit einem durchschnittlichen Einkommen konnte leicht seine Frau und 3 Kinder versorgen, ein Haus kaufen, einen Neuwagen fahren und später sogar alle jährlich zum Urlaub mitnehmen. Das war möglich, weil die USA fast ⅓ aller Güter auf der Welt produzierten. Sie waren dauerhaft Exportweltmeister. Zahlreiche Menschen nahmen weite Strecken und Risiken auf sich, um dort zu leben und Teil des “American way of life” zu werden. Die Menschen kamen aufgrund der unzähligen Möglichkeiten und dem freien Lebensstil. Erstaunlicherweise hatte der Staat in dieser Zeit einen sehr geringen Einfluss auf die Wirtschaft. Zu den besten Zeiten waren auch die Steuern sehr gering, der Wohlfahrtstaat gering ausgebaut und auch die Staatsverschuldung war bei weitem nicht so hoch wie heute. 

Heute müssen beide Elternteile arbeiten, um ein Kind zu versorgen und können sich nur schwer ein Haus und Auto leisten, ohne sich massiv zu verschulden und sind existenziell gefährdet, wenn einer in der Familie eine medizinische Behandlung braucht. Gleiches gilt übrigens auch in gewissem Maße für europäische und andere westlich orientierte Staaten. Infolgedessen schrumpfen die Geburtenraten und die Gesellschaft wird älter, was die Situation nur verschlimmert. Zudem wird die Schere der Vermögensverteilung größer und auch die Armut nimmt in einigen Teilen der modernen Gesellschaft zu. Wir erleben außerdem eine zunehmende Umweltzerstörung, die die Existenz der menschlichen Spezies gefährdet und zunehmend auch komplette Arten ausrottet. Die Menschen der westlichen Gesellschaft werden immer ungesünder. Gleichzeitig gibt es gigantische supranationale Konzerne, die einen immer stärkeren Einfluss ausüben und für viele der Probleme verantwortlich gemacht werden können. Hat sich die Theorie der Sozialisten nicht doch bewahrheitet? Ist der Kapitalismus nicht doch ein gescheitertes System?

Wie der Staat das aktuelle Wirtschaftssystem versaut

All die aufgezählten Probleme sind real und müssen gelöst werden. Man kann durchaus sagen, dass unser aktuelles Wirtschaftssystem uns schadet. Dabei hat der Einfluss des Staates in den letzten Jahrzehnten aber keineswegs abgenommen. Der Einfluss des Staates wächst spätestens seit einigen Jahrzehnten und ist mit verantwortlich für die meisten Probleme unserer Zeit. 

Natürlich sind freie Märkte nicht Perfekt und haben gewisse Schwachstellen. Es gibt ganz klar eine Nachfrage für Dinge, die schädlich sind für die gesamte Gesellschaft. Kinder Pornografie ist hier ein Beispiel. Nur weil es eine Nachfrage dafür gibt, heißt es nicht, dass wir es als Gesellschaft zulassen sollten. Gewalt und Raub sind ebenfalls Handlungen, die eingeschränkt werden sollten. Es gibt auch Technologien, die ihre Konsumenten manipulieren und ihnen im Endeffekt schädliche Produkte andrehen. Manche Unternehmer sind skrupellose Arschlöcher, die auch über Leichen gehen würden. 

Aus politikwissenschaftlicher Sicht, ist es die Rolle des Staates hier einzugreifen. Der Staat nahm sich das Gewaltmonopol in Anspruch, um die eigenen Bürger zu schützen. Genaugenommen entstand der Staat jedoch nicht auf diese Weise, sondern weil mächtige Räuber sich zusammenschlossen und Bauern durch Gewalt zwangen für sie zu arbeiten. Später wurden die Einflussgebiete dieser Räuber größer, sie kooperierten mit den Bauern und bildeten eine soziale Organisation. Aber dazu mehr in einem anderen Artikel. Es ist wahr, dass der Mensch Gesetze und Regeln braucht, durch die ein gewisses Maß an Sicherheit gewährleistet wird. Allerdings war die Erkenntnis der modernen Philosophen, dass das Gewaltmonopol des Staates gefährlich ist, da es von Tyrannen und ideologisch fehlgeleiteten Herrschern missbraucht werden kann. Das 20. Jahrhundert ist voll von solchen Ereignissen und sollte uns eine Lehre sein. Die einzige Lösung ist eine funktionierende Gewaltenteilung, ein Rechtsstaat und eine demokratische Regierung vom Volk für das Volk. Das ist die großartige Idee der Demokratie. Ja, es braucht einen Staat, der eingreift, wenn es Probleme gibt, die nicht auf individueller Ebene zu lösen sind, aber der Staat muss von unten nach oben aufgebaut sein. Und, obwohl es eine gute Idee ist und sogar bereits bewiesenermaßen erfolgreich verläuft, haben wir auf halber Strecke aufgehört und sind auf dem besten Weg unseren Fortschritt wegzuwerfen. 

Der kleine Staat, der eigentlich nur die Aufgabe hatte einzugreifen, wenn es unbedingt nötig ist, hat weltweit massiv zugelegt und wird immer größer. Die Staatsverschuldung wird größer, die Steuereinnahmen höher. Er  besitzt nicht mehr nur das Gewaltmonopol, sondern auch das Geldmonopol, verteilt Ressourcen, kann die Freiheit der Menschen einschränken und führt ständig neue Gesetze ein. Und je stärker der Staat in unser Leben eingreift, desto mehr sorgt er dafür, dass das aktuelle Wirtschaftssystem uns schadet. Dabei sind es nicht mehr die Bürger, die entscheiden was passiert.  Die Entscheidungsgewalt wird immer konzentrierter, zentralistischer und bürokratischer. Einigen ist es noch nicht zentralistisch genug. Gruppen wie das World Economic Forum sehnen sich nach einer technokratischen Welt, in der alles voll automatisiert und von KIs gesteuert abläuft. Dabei geht es im Grunde um nichts anderes als einen Sozialismus 2.0 mit einem geringen Spielraum für Märkte, oder demokratische Mitbestimmung.

Warum wird die Schere zwischen Arm und Reich größer? Ein komplexes Thema, doch das liegt vor allem daran, dass der Staat das Geldmonopol besitzt. Seit den 70ern kann der Staat beliebig Geld drucken, wenn er es für nötig hält. Auch wenn die Notenbanken nicht zu diesem Zweck geschaffen wurden, finanzieren sie im Prinzip bankrotte Staaten und sorgen mit ihrer Nullzinspolitik dafür, dass sich riesige Konzerne und Banken bereichern können. Im Grunde ist es für die großen Unternehmen und die Reichen immer einfacher Schulden zu machen und diese als Hebel zu nutzen, um ein höheres Vermögen aufzubauen. Es führt auch dazu, dass Unternehmen, die eigentlich keine Gewinne erzielen, weiterhin als Zombies am Leben bleiben und nicht pleitegehen. Durch die enorme Geldmenge im Umlauf werden Sachwerte immer teurer, was für zu einer Vermögenswertinflation führt. Und wer besitzt die meisten Vermögenswerte? Richtig, die Vermögenden. Ohne die Nullzinspolitik und die künstliche Inflation wären Waren und Dienstleistungen günstiger und das Sparen würde stärker belohnt werden. Heutzutage muss man stärkere Risiken eingehen, um ein Vermögen aufbauen zu können. Das sorgt dafür, dass der Finanzsektor und Vermögenswerte zu einer enormen Blase aufgepumpt werden. Unternehmen verdienen mittlerweile mehr Geld damit ihre Kredithebel einzusetzen und Assets zu kaufen, die an Wert gewinnen, anstatt Produkte und Dienstleistungen effizienter herzustellen. Gleichzeitig wird den kleinen und mittelständischen Unternehmen durch Verordnungen und enorme bürokratische Hürden das Leben zur Hölle gemacht. Nicht der Markt ist schuld an dieser ungleichen Verteilung, sondern die ständige Intervention des Staates in das Finanzsystem. Die Immobilienpreise gehen hoch, weil das Geld aus dem nichts geschöpft wird und weil es in Deutschland durch die vielen Verordnungen schwierig ist zu bauen. Gleichzeitig werden Banken mit Steuergeldern gerettet und mehrere Augen zugedrückt, wenn es um Milliardenkonzerne geht, die kaum Steuern zahlen. Es wird ganz deutlich, wie stark die Großkonzerne, die Banken und der Staat miteinander verwoben sind. 

Diese Verflechtungen von Politik und Wirtschaft sind ein Kritikpunkt der Linken, der mir sehr einleuchtet. Es stimmt, dass der Staat oft als Werkzeug der Oligarchen missbraucht wird. Doch was wäre die Lösung? Eine noch stärkere Einmischung des Staates? Argumentiert wird immer mit einem demokratischen Sozialismus. Aber um diesen einzuführen, müsste man ja eigentlich erst mal eine funktionierende Demokratie installieren. Wie soll aber eine Demokratie funktionieren, wenn die Bürger in dieser Demokratie nicht zu eigenständig denkenden Individuen erzogen werden, sondern zu hirnlosen Drohnen, die nur auf Konsum und Gehorsam getrimmt sind. Wie soll mehr Staat eine Lösung sein, wenn der Staat mit den Konzernen kooperiert? Die viel logischere Lösung wäre es den Einfluss des Staates nach und nach aufzulösen und den Menschen mehr Freiheiten zuzugestehen. 

Doch der Staat besitzt ja auch noch das Bildungsmonopol. Er gibt uns vor, was wir lernen sollen und was wir zu glauben haben. Die Lehrinhalte sind strikt und lehren uns nicht das freie Denken. Stattdessen zwingen sie uns bestimmte Abläufe auf und belohnen uns für Gehorsam. Die Qualität der Lehrmethoden lässt auch zu wünschen übrig. In den Universitäten und den Medien findet man überwiegend links grün eingestellte Zeitgenossen, die krampfhaft eine bestimmte Weltanschauung verbreiten möchten. Nur selten merken sie, dass die Oligarchen und monopolistischen Tech-Konzerne seltsamerweise genau die gleiche Agenda vertreten. Der Sozialismus und die technokratische Kontrolle der Plattformen gehen Hand in Hand. Ein gutes Beispiel hierfür ist das chinesische System, in dem das Individuum irrelevant ist und Menschen nur noch nach bestimmten Parametern zu existieren haben. 

Dennoch werden die Rufe nach einem starken Staat immer lauter. Im Prinzip ist es eine “self fulfilling prophecy”. Der Staat richtet etwas an, schnell geben die Sozialisten dem Kapitalismus und den bösen Unternehmen die Schuld, was oft auch stimmt, der Staat spielt sich erneut als Retter auf und ergattert sich noch mehr Befugnisse, wodurch er wieder mehr Unheil anrichtet, usw. Im Prinzip ist es eine Spirale, die an einem gewissen Punkt in eine Krise führen muss. Häufig ist von Umverteilung und Besteuerung “der Reichen” die Rede. Witzigerweise gehören diejenigen, die dies verlangen oft selbst zur Oberschicht. Nicht ohne Grund ist Washington DC die reichste Gegend in den U.S.A. Woher haben die wohl all ihr Geld? Die Bürokraten in Brüssel bekommen ebenfalls ein üppiges Gehalt. Viele Politiker machen ihren Job gerade aus dem Grund, dass sie dafür reichlich entlohnt werden. Ein paar Deals hier und dort, ein paar Vorträge in Unternehmen, die komischerweise mehrere Hunderttausend wert sind und nach der Politiker Laufbahn wartet schon eine gute Stelle als Vorstand in einem Konzern. Politiker tun das, was sie auf der Welt schon immer getan haben: Dem Volk leere Versprechungen machen und später mit ihren Milliardärsfreunden golfen und Deals abwickeln. Die Milliardäre zahlen aber kaum Steuern und werden es auch nach irgendwelchen Steuerreformen nicht tun. Es gibt ganze Teams an Steueranwälten, die dafür sorgen. 

Die Wurzel dieses Übels ist die Entkopplung des Geldes von einem realen Sachwert, z.B. Gold. Bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Goldrücklagen des Dollars immer kleiner, doch in den 70ern wurde der Goldstandard abgeschafft. Das war der Anfang vom Ende des Dollars. Man kann grafisch erkennen, dass seitdem die Vermögensungleichheit zunahm, die Einkommen der Unterschicht stagnieren und die Mittelschicht erodiert. Seit diesem Tag konnte der Staat beliebig viel Geld drucken und sich die Stimmen der Bürger durch “Geschenke” des Wohlfahrtstaates erkaufen. Und je schlechter es den Menschen ging, desto abhängiger wurden sie vom Staat, der ihnen Geschenke gibt, usw. Sowohl die Wirtschaft, als auch die Menschen sind wie Drogensüchtige, die Abhängig sind von ständig neuen Stimuli. Doch irgendwann bekommt das System den goldenen Schuss, der es umbringen könnte.

Dadurch, dass der Staat und die Konzerne das Sparen im Prinzip erschweren und Anreize setzen immer mehr zu konsumieren, verbrauchen wir immer mehr Ressourcen. All die Schulden, die die Staaten und der private Sektor machen, sind im Grunde Ressourcen, die wir über unsere Verhältnisse hinaus verbrauchen. Das viele Missmanagement verursacht einen ineffizienten Umgang mit Ressourcen, der maßgeblich der Wirtschaft schadet. Wer wirklich denkt, das habe mit dem freien Kapitalismus zu tun, der hat das System nicht verstanden.

Mehr Freiheit wagen, ist die einzig sinnvolle Lösung

Wie bereits erwähnt, ist den Entscheidungsträgern dieser Welt bewusst, dass unser derzeitiges System nicht nachhaltig ist. Ihnen ist auch bewusst, dass die Bevölkerung langsam aber sicher Wind davon bekommen hat, dass etwas schiefläuft. Das ist auch gut so, denn es braucht eine Anpassung des Systems an bestehende Herausforderungen. Die Idee der herrschenden Klasse ist jedoch (wer hätte das Gedacht?), eine zentralistische Planwirtschaft, in der Sie entscheiden was, wann und wie konsumiert wird. Für sie ist der Bürger das Problem, der ja keine Kontrolle über seinen Konsum hat und den es zu gängeln gilt. Natürlich wissen die Politiker und Oligarchen unserer Zeit besser, wie wir unser Leben zu leben haben. Alles zum Wohle der Menschheit natürlich und um den Menschen eines Tages auf eine neue Evolutionsstufe zu heben, nämlich in eine Symbiose aus Technologie und Mensch. Heute ist diese Idee nicht mehr so abwegig, denn der Markt entwickelt immer bessere künstliche Intelligenzen und die Tech-Konzerne sammeln immer mehr Daten, auf dessen Basis sie bereits sehr genaue Prognosen treffen können. Selbst wenn die Motive dieser Menschen wirklich das Wohl der Menschheit sind, wollen wir das wirklich?

Wollen wir wirklich eine noch stärkere Kontrolle unseres Lebens akzeptieren? Wollen wir wirklich Sklaven der Technologie werden und das Menschsein aufgeben? Wozu? Damit ein paar Technokraten ihre Fantasie der Weltherrschaft und neuen Version des Menschen ausleben können? Es gibt eine Menge Menschen, die das nicht wollen. Sie wollen frei sein und selbst über ihr Leben entscheiden. Die angebliche Zerstörung der Welt lässt sich auch auf andere Weise aufhalten. Ich weiß es mag verrückt klingen, aber wie wäre es, wenn wir damit weitermachen würden, womit wir Mitte des 20. Jahrhunderts aufgehört haben? Den Versuch ein freies und demokratisches System aufzubauen. Anstatt den Menschen zu kontrollieren, Märkte zu manipulieren und zu Maschinen zu werden, könnten wir weiter an einem System arbeiten, dass der menschlichen Natur entspricht. Eine freie Marktwirtschaft, mit einem kleinen und stark fragmentierten Staat, der vom Volk für das Volk ist. “Mehr Demokratie wagen” war Willy Brandts Motto. Man braucht sich nur mal seine Rede anhören, oder durchlesen und erkennt schnell, dass sein Bestreben sich mit der Zeit in Luft aufgelöst hat. Wir brauchen mehr Mitbestimmung des Volkes in politischen Fragen und klare Grenzen der Politiker. Das alles ist aber nur möglich, wenn die Menschen auch mehr Freiheit wagen. Anstatt nur ein Kreuz auf einem Blatt Papier zu machen, sollten Menschen stärker in den politischen Prozess integriert werden. Direktdemokratische Verfahren, Föderalismus und eine Zersplitterung der Macht sind aber nur eine Seite der Medaille. Der Staat muss sich stärker aus der Wirtschaft heraushalten und freiere Märkte erlauben. 

Am wichtigsten ist die Auflösung des Geldmonopols des Staates. Wer die Kontrolle über das Geld hat, hat auch die Kontrolle über die Wirtschaft. Glücklicherweise haben das einige Menschen bereits begriffen und die Tendenz hin zu einem dezentralisierten Finanzsystem wird immer stärker. Technologien wie die Kryptowährungen und das Internet könnten eine Lösung für dieses Problem werden. Das würde die Kontrolle über das Geld wieder in die Hände der Bürger übergeben und den Markt vor Preismanipulationen schützen. Gleichzeitig gewinnen Kryptowährungen, allen voran der Bitcoin, an Wert, anstatt ihn zu verlieren. Dadurch ist das Sparen wieder möglich und die Banken erhalten ihre eigentliche Aufgabe der Kreditvergabe zurück. Die Märkte sind besser darin Ressourcen zu nutzen und Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu finden, als die bürokratischen, unflexiblen und ineffizienten Staaten. Und nur weil KI ausreichend Daten hat um Prognosen aufzustellen, heißt es noch lange nicht, dass sie auch die richtigen Entscheidungen für die gesamte Bevölkerung treffen kann.